Schäden an Balkonen aus Stahlbeton: Ursachen, Risiken und Lösungen
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Balkone sind nicht nur ein gestalterisches Element von Wohngebäuden, sondern auch stark beanspruchte Bauteile, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind. Gerade in großen Wohnanlagen, die in früheren Jahrzehnten mit minimalen Materialquerschnitten errichtet wurden, treten immer wieder gravierende Schäden auf. Diese resultieren meist aus Korrosion der Bewehrung, fehlerhafter Entwässerung oder mangelhafter Bauausführung. In diesem Beitrag werden die häufigsten Schadensbilder analysiert und mögliche Sanierungsansätze aufgezeigt.
Korrosionsschäden durch Carbonatisierung
Stahlbeton besitzt grundsätzlich eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen, da die alkalische Betonmatrix den Bewehrungsstahl vor Korrosion schützt. Allerdings kommt es durch den natürlichen Prozess der Carbonatisierung zur Bildung von Calciumcarbonat, wodurch der pH-Wert des Betons sinkt. Sobald dieser kritische Schwellenwerte unterschreitet, ist der Korrosionsschutz der Bewehrung nicht mehr gewährleistet. Besonders betroffen sind Balkonbrüstungen mit geringen Querschnitten, in denen der Stahl oft nur minimal überdeckt ist.
Bauphysikalische Mängel und ihre Folgen
Besonders bei älteren Gebäuden sind Balkone häufig als auskragende Verlängerungen der Geschossdecken konstruiert. Diese Bauweise erzeugt eine erhebliche Wärmebrücke an der Anschlussstelle zur Fassade. Dies begünstigt nicht nur die Bildung von Kondenswasser und Schimmel im Innenbereich, sondern verstärkt auch die Feuchtigkeitsaufnahme des Betons.
Ein weiteres verbreitetes Problem betrifft die Abdichtung und Entwässerung. Viele Balkone, insbesondere solche, die vor mehreren Jahrzehnten gebaut wurden, besitzen keine funktionierende Abdichtungsschicht. Wasser dringt in Risse und Poren des Betons ein, was zu Durchfeuchtungen und Frostschäden führt. Zudem fehlt oft ein ausreichendes Gefälle, sodass Niederschlagswasser nicht kontrolliert abgeführt werden kann.
Kritische Punkte bei Brüstungen und Geländern
Früher war es gängige Praxis, Metallgeländer direkt auf der Balkonplatte zu befestigen. Diese Einbindungsstellen sind besonders korrosionsanfällig, da eindringende Feuchtigkeit den Rostprozess beschleunigt. Die Folge sind aufgeplatzte Betonkanten und eine fortschreitende Zerstörung der Einfassung. Auch Brüstungen aus Stahlbeton, insbesondere solche mit geringen Querschnitten, sind häufig betroffen.
Wege zur Sanierung und Vorbeugung
Eine nachhaltige Instandsetzung von Balkonen erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise. Hier einige bewährte Maßnahmen:
- Korrosionsschutz: Geschädigte Bewehrung sollte freigelegt, gereinigt und mit Korrosionsschutzmittel behandelt werden. Anschließend erfolgt die Reprofilierung der Betonoberfläche.
- Betonsanierung: Carbonatisierte oder geschädigte Betonbereiche sind auszutauschen und mit hochfestem Reparaturmörtel zu überarbeiten.
- Abdichtung optimieren: Eine fachgerechte Flächenabdichtung mit ausreichendem Gefälle und funktionsfähigen Entwässerungssystemen ist essenziell.
- Wärmebrücken minimieren: Der Einbau thermisch getrennter Balkonanschlüsse verhindert Feuchteprobleme und Schimmelbildung im Innenraum.
- Moderne Geländerbefestigungen: Statt in den Beton eingelassene Stahlpfosten sollten seitlich oder unterseitig montierte Geländer bevorzugt werden.
Zusammenfassung
Balkonschäden sind in vielen Wohngebäuden ein ernstzunehmendes Problem, das durch Korrosion, mangelhafte Abdichtung und thermische Mängel verursacht wird. Eine vorausschauende Instandhaltung sowie die Berücksichtigung normativer Vorgaben, wie sie unter anderem in der DIN 18531 für die Abdichtung von Balkonen festgelegt sind, können dazu beitragen, langwierige und kostenintensive Sanierungen zu vermeiden.
Werden Balkone sachgerecht geplant und instandgehalten, lassen sich viele typische Schäden von vornherein vermeiden – und sie bleiben dauerhaft funktional und optisch ansprechend.
Verfasser: FACHVERSTAND Sachverständigenbüro