Risse in Bauteilen: Ursachen, Diagnostik und Instandsetzung

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Risse in Bauteilen sind ein häufig auftretendes Phänomen im Bauwesen, das sowohl bei Neubauten als auch in Bestandsgebäuden vorkommt. Ihre Ursachen sind vielfältig und erfordern eine fachgerechte Analyse, um geeignete Maßnahmen zur Instandsetzung oder Vermeidung zu treffen. Die normativen Grundlagen für die Beurteilung und Instandsetzung von Rissen sind in verschiedenen Regelwerken, wie dem WTA-Merkblatt 2-4-98/D und dem BFS-Merkblatt 19, definiert. Diese geben klare Vorgaben zur Klassifizierung, Bewertung und Sanierung von Rissen und dienen als Grundlage für sachverständige Beurteilungen.

Ursachen von Rissen

Die Entstehung von Rissen in Bauteilen ist auf eine Vielzahl von Einflussfaktoren zurückzuführen, die sowohl aus den Baugrundverhältnissen als auch aus konstruktiven, materialbedingten oder umweltbedingten Faktoren resultieren können. Baugrundbedingte Risse entstehen beispielsweise durch ungleichmäßige Setzungen, die aufgrund von unterschiedlichen Bodenverhältnissen oder mangelhafter Gründung auftreten können. Wenn Bauwerke nicht ausreichend tief gegründet sind oder Setzungen nicht ausreichend berücksichtigt wurden, kommt es zu Spannungen in den tragenden Wänden, die sich durch schräge oder abgestufte Risse äußern.

Konstruktionsbedingte Risse ergeben sich aus Spannungen innerhalb des Tragwerks. Diese entstehen oft an statisch ungünstigen Bereichen wie Öffnungen, Gebäudeecken oder Anschlussstellen zwischen verschiedenen Bauteilen. Eine unzureichende Planung von Bewegungsfugen oder unberücksichtigte Längenänderungen von Bauteilen können zur Rissbildung führen. Hierzu geben die DIN 18550-1 und DIN 13914-1 klare Anforderungen zur fachgerechten Planung und Ausführung von Putz- und Mauerwerkskonstruktionen.

Materialbedingte Risse entstehen durch das unterschiedliche Dehn- und Schwindverhalten der verwendeten Baustoffe. Insbesondere an Stellen mit Materialwechseln treten Spannungen auf, da die Baustoffe auf Temperatur- und Feuchteschwankungen unterschiedlich reagieren. Putzrisse beispielsweise resultieren häufig aus einem zu schnellen Austrocknen des Mörtels oder unzureichender Nachbehandlung, wie sie in der DIN EN 998-1 für Putzmörtel und der DIN 18850 für die Ausführung von Putzarbeiten beschrieben sind.

Ein weiterer entscheidender Faktor sind Temperatur- und Feuchteänderungen, die insbesondere in Außenbauteilen zu Rissbildungen führen können. In der DIN 4108-3 werden Anforderungen an den Feuchte- und Wärmeschutz von Bauwerken gestellt, um klimatisch bedingte Schäden zu minimieren. So können beispielsweise Frost-Tau-Wechsel in wasseraufnahmefähigen Baustoffen zu Spannungsrissen führen.

Diagnostik von Rissen

Eine fachgerechte Beurteilung von Rissen setzt eine systematische Untersuchung voraus. Dabei beginnt die Diagnostik mit einer visuellen Inspektion, bei der Lage, Verlauf, Breite und Tiefe des Risses dokumentiert werden. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Rissbreitenmessung, um festzustellen, ob es sich um einen ruhenden oder einen aktiven Riss handelt. Risse, die sich im Laufe der Zeit weiter öffnen oder verändern, weisen auf eine noch bestehende Schadensursache hin und erfordern eine detailliertere Untersuchung.

Neben der reinen Beobachtung kommen technische Hilfsmittel zum Einsatz, um die Rissursachen präziser zu bestimmen. Endoskopische Untersuchungen ermöglichen eine Begutachtung des Rissverlaufs im Inneren des Bauteils, während Ultraschall- oder Thermografieverfahren helfen, versteckte Schäden oder Feuchtigkeitsquellen sichtbar zu machen. Darüber hinaus können Laboranalysen von entnommenen Proben wichtige Erkenntnisse über die Baustoffeigenschaften liefern. Normativ werden diese Untersuchungsmethoden im WTA-Merkblatt 2-4-98/D und im BFS-Merkblatt 19 beschrieben, die auch Empfehlungen zur systematischen Dokumentation von Rissschäden geben.

Instandsetzung von Rissen

Die Wahl der geeigneten Instandsetzungsmethode hängt von der Rissart, der Schadensursache und der Bauweise ab. Bei feinen Rissen in Putz- oder Betonbauteilen können Verfüllmethoden mit elastischen oder starren Injektionsstoffen eingesetzt werden. Das WTA-Merkblatt 2-4-98/D beschreibt hierfür detailliert die Anforderungen an Materialien und deren Anwendung. Druckinjektionen mit Kunstharzen oder mineralischen Suspensionen eignen sich insbesondere für tragende Bauteile, in denen eine kraftschlüssige Verbindung wiederhergestellt werden muss.

Für größere oder statisch relevante Risse kann die Vernadelung mit Spiralankern erforderlich sein, um die Tragfähigkeit des Bauteils zu sichern. Ergänzend dazu kommen konstruktive Verstärkungen durch nachträgliche Bewehrungen oder Bewegungsfugen in Betracht, um die Spannungen innerhalb des Bauteils besser aufzunehmen. In der DIN EN 1504, die sich mit der Instandsetzung von Betonbauwerken befasst, werden hierfür verschiedene Sanierungsverfahren beschrieben.

Elastische Rissüberbrückungssysteme sind insbesondere für Bauteile geeignet, die durch Temperaturschwankungen oder Feuchtigkeitseinflüsse zur Rissbildung neigen. Flexible Beschichtungssysteme oder spezielle Fugendichtstoffe ermöglichen eine begrenzte Bewegungsaufnahme und verhindern das Eindringen von Wasser oder Schadstoffen in das Bauteil. Diese Maßnahmen sind besonders in Bereichen mit hoher klimatischer Beanspruchung von Bedeutung.

Fazit

Risse in Bauteilen sind ein vielschichtiges Schadensbild, dessen Ursachen sorgfältig analysiert werden müssen. Eine normgerechte Diagnostik und fachgerechte Instandsetzung tragen maßgeblich zur langfristigen Erhaltung der Bauwerke bei. Die Berücksichtigung bautechnischer Regelwerke, wie der DIN 18550-1, DIN EN 998-1 oder des WTA-Merkblatts 2-4-98/D, ist unerlässlich, um dauerhafte und technisch einwandfreie Sanierungslösungen zu gewährleisten. Durch präventive Maßnahmen, wie eine sorgfältige Planung von Bewegungsfugen oder eine materialgerechte Bauweise, lassen sich viele Rissschäden bereits im Vorfeld vermeiden und die Langlebigkeit von Bauwerken nachhaltig sichern.

Verfasser: FACHVERSTAND Sachverständigenbüro

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